News

Vom Zahnradsatz zur Software-Ära

Ein persönlicher Blick eines IT-Leiters auf die Geschichte der Informatik – und die Verantwortung, Talente unabhängig vom Geschlecht zu fördern

Wenn man wie ich seit vielen Jahren in der IT arbeitet, beginnt man irgendwann mit einer Mischung aus Staunen und Wehmut auf die Geschichte unserer eigenen Disziplin zu blicken.
Nicht, weil früher alles besser gewesen wäre, sondern weil man erkennt, wie viel Potenzial gesellschaftliche Strukturen beeinflussen – und wie viele Lebenswege anders verlaufen wären, hätte man Menschen nicht anhand von Rollenbildern, sondern anhand ihrer Neugier und Fähigkeiten gefördert.

Die Entwicklung der Informatik ist nicht einfach eine Abfolge technischer Erfindungen. Sie ist vielmehr ein Lebenslauf menschlicher Kreativität – geprägt von brillanten Köpfen, ungenutzten Chancen, sozialer Fehlsteuerung und einer Kraft, die bis heute unsere Welt formt.


1. Die frühen Visionäre (19. Jahrhundert): Als Computer nur in Gedanken existierten

Charles Babbage (1791–1871, England)

Charles Babbage
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Charles_Babbage

Babbage war ein Mathematiker mit einer Idee, die ihrer Zeit nicht nur vorausging – sie passte eigentlich in kein Weltbild des 19. Jahrhunderts:
eine Maschine, die nicht nur Zahlen, sondern abstrakte Abläufe ausführen könnte.

Seine Entwürfe:

Difference Engine (1820er) – mechanischer Rechner für Tabellen
Analytical Engine (1837) – Konzept eines vollwertigen Universalcomputers

Die Analytical Engine war nie fertig gebaut. Doch sie enthielt:

    • Rechenwerk
    • Speicher
    • Steuerwerk
    • Programme via Lochkarten

Damit war sie im Prinzip ein Computer – ein Jahrhundert vor Zuse.

Ada Lovelace (1815–1852, England)

Ada Lovelace
Quelle: https://en.wikipedia.org/wiki/Ada_Lovelace

Ada Lovelace schrieb 1843 das erste Computerprogramm der Welt, obwohl kein Computer existierte. Sie dachte abstrakt genug, um für eine hypothetische Maschine einen Algorithmus zu entwickeln – die Berechnung der Bernoulli-Zahlen.

Noch bemerkenswerter: Sie erkannte als Erste, dass Maschinen Informationen verarbeiten könnten. Sie sprach von Musik, Mustern, Symbolen – ein Softwaredenken, das erst 100 Jahre später seinen praktischen Ausdruck fand.

Dass die erste Programmiererin der Welt eine Frau war, ist kein Randdetail.
Es ist ein Hinweis darauf, wie anders die Geschichte hätte verlaufen können.


2. Die elektromechanische Geburt des Computers (Anfang 20. Jahrhundert)

Alan Turing (1912–1954, England)

Alan Turing
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Alan_Turing

Turing schuf 1936 die theoretische Grundlage aller modernen Computer: die Turingmaschine. Ein abstraktes Modell für algorithmische Verarbeitung – bis heute Fundament der theoretischen Informatik.

 

 

 

 

Alan Turing Maschine
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Alan_Turing

Während des Zweiten Weltkriegs spielte er zudem eine Schlüsselrolle bei der Entzifferung der Enigma.

Konrad Zuse (1910–1995, Deutschland)

Konrad Zuse
Quelle: https://en.wikipedia.org/wiki/Konrad_Zuse

Zuse baute zwischen 1938 und 1941 die ersten funktionierenden programmierbaren Computer der Welt. Seine Z3 (1941) war der erste vollautomatische, programmgesteuerte Rechner – ein Meilenstein, der die gesamte moderne IT ermöglicht hat.

 

 

 

 

Zuse Z3
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Zuse_Z3

Während Babbage theoretisierte, realisierte Zuse.
Die Informatik nahm Gestalt an.

 

 

 

 


3. Die ersten elektronischen Giganten (1940–1950)

ENIAC (USA, 1945)

ENIAC
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/ENIAC

Der ENIAC war ein Monster aus Elektronikröhren – groß, heiß, laut und doch der erste wirkliche Vorläufer moderner Systeme.
Entwickelt von:

  • John Presper Eckert (1919–1995, USA)
  • John Mauchly (1907–1980, USA)

Die ENIAC-Programmiererinnen

ENIAC Frauen
Quelle: https://www.frauen-informatik-geschichte.de/index.php-id=63.htm

Sechs Frauen – Kay McNulty, Betty Jennings, Betty Snyder, Marlyn Wescoff, Fran Bilas und Ruth Lichterman – programmierten ENIAC.
Sie arbeiteten ohne Dokumentation, ohne formale Methoden, ohne Vorbilder.

Sie erfanden Programmierung im eigentlichen Sinne, wurden aber lange Zeit aus der Geschichte gestrichen. Erst in den 1990ern wurden ihre Namen wieder sichtbar.


Die ersten Softwareentwicklerinnen der Welt waren Frauen – und zwar extrem gute.

 


4. Die Software-Ära beginnt (1950–1970)

Grace Hopper (1906–1992, USA)

Grace Hopper
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Grace_Hopper

Grace Hopper entwickelte 1952 den ersten Compiler – eine Erfindung, die alles veränderte. Sie machte Programmierung verständlicher, strukturierter und nutzbarer für Unternehmen. Später war sie maßgeblich an der Entwicklung von COBOL beteiligt.

 

 

In dieser Zeit galt Programmieren gesellschaftlich als „Frauenarbeit“ – analytisch, strukturiert, fleißig. Hardware galt als „Männersache“.

Es ist wichtig, das zu begreifen, um die spätere Entwicklung zu verstehen.


5. Der große Umschwung: Die Homecomputer-Revolution (1970–1990)

Mit dem Aufkommen von Apple II, Commodore und IBM-PC passierte etwas Tragisches – nicht technisch, sondern kulturell:

    • Computer wurden massiv an Jungen vermarktet.
    • Mädchen bekamen andere Spielsachen.
    • Erste Programmiererfahrung wurde geschlechtlich gefärbt.

Informatik wurde außerdem zu einem prestigeträchtigen, gut bezahlten Beruf. Und plötzlich „passte“ er gesellschaftlich zu Männern – ein reiner Kulturwechsel, kein Kompetenzwechsel.

Universitäten erwarteten Vorwissen, das aber nur Jungen hatten.
Frauen mussten sich stärker beweisen, wurden häufiger infrage gestellt und erhielten weniger Förderung.


So wurde ein ursprünglich weiblich geprägtes Feld zur Männerdomäne – nicht wegen der Fähigkeiten, sondern wegen der Sozialisierung.


6. Unsichtbare Grundlagen: das Spanning Tree Protocol

Radia Perlman (1951 – heute, USA)

Radia Perlman
Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Radia_Perlman

Während in den 1980er-Jahren Personal Computer in die Büros und Wohnzimmer einzogen, entstand im Hintergrund ein anderes technisches Fundament – eins, das bis heute in nahezu jedem Netzwerk aktiv ist.

Die Ingenieurin Radia Perlman entwickelte 1985 das Spanning Tree Protocol (STP), einen Algorithmus, der es ermöglicht, Netzwerke stabil und fehlertolerant zu betreiben.

Das Verfahren löst ein bis dahin hartnäckiges Problem: Werden mehrere Switches miteinander verbunden, können durch redundante Verbindungen Schleifen entstehen, in denen Datenpakete endlos zirkulieren.

STP erkennt diese Situationen automatisch und bildet daraus eine logische, schleifenfreie Baumstruktur. Gleichzeitig bleiben alternative Pfade verfügbar, um Ausfälle abzufangen.

Dieses Prinzip ist bis heute ein fester Bestandteil moderner Netzwerktechnik.


7. Die Gegenwart: Ein Blick aus Sicht eines IT-Leiters

Wenn ich heute als IT-Leiter einer Kollegin begegne, fällt mir oft auf, wie außerordentlich stark sie fachlich unterwegs ist. Nicht, weil Frauen „bessere Informatiker“ wären – sondern weil die Hürden, die sie überwinden mussten, höher waren.

Es ist ein systemischer Filter:
Jede Frau in der IT hat bereits bewiesen, dass sie Widerstände und Vorurteile überstehen kann. Dieser Selektionsdruck führt zu Kompetenz – aber er führt auch zu Verlusten.

Denn jede Frau, die es schafft, steht stellvertretend für viele, die den Weg nicht gehen konnten, obwohl sie denselben Funken in sich trugen.


8. Was wir aus dieser Geschichte lernen müssen

Der wichtigste Punkt für mich als Leiter eines IT-Bereichs ist:

Förderung muss geschlechtsunabhängig, potenzialorientiert und früh beginnen.

Wenn Kinder – völlig unabhängig vom Geschlecht – Zugang zu Werkzeugen, Problemlösung, Experimentierfreude und Technik bekommen, verschwinden die Unterschiede.
Studien zeigen das seit Jahren.

Daraus ergeben sich klare Aufgaben:

    • Frühen Zugang zu Technik ermöglichen
    • Rollenbilder vermeiden („du bist nicht der Typ dafür“)
    • Teams divers aufstellen, weil verschiedene Perspektiven bessere Lösungen hervorbringen
    • Erfolge sichtbar machen – ohne ein Geschlecht zu überhöhen
    • Die Geschichte kennen, um ihre Fehler nicht zu wiederholen

9. Schlusswort: Die Informatik hätte anders aussehen können – und kann es noch

Die Geschichte der IT ist faszinierend, aber auch tragisch.
Wir haben als Gesellschaft viele Talente verloren, weil wir zu spät verstanden haben, dass Begabung nichts mit Geschlecht zu tun hat, sondern mit Neugier, Zugang und Förderung.

Ich bin überzeugt:

Unsere Aufgabe ist nicht, die Vergangenheit zu korrigieren, sondern die Zukunft fairer zu gestalten.

Damit die Informatik von dem lebt, was sie groß gemacht hat:
Menschen, die denken dürfen – frei von Grenzen, frei von Rollenbildern, frei von Erwartungen, die nichts mit Talent zu tun haben.

Netzwerk Grundlagen Zukunft



In einer Zeit, in der Cloud-Services, SDN und Infrastructure-as-Code zentrale Rollen in der IT spielen,
wirken klassische Netzwerkgrundlagen manchmal wie ein Überbleibsel aus früheren Tagen.
Viele Berufseinsteiger starten direkt in abstrakten Schichten: virtuelle Netzwerke, Policies, Automatisierung,
Containerplattformen und orchestrierte Umgebungen.

Doch unter all diesen modernen Technologien arbeiten nach wie vor die gleichen fundamentalen Prinzipien,
die seit Jahrzehnten das Rückgrat der digitalen Kommunikation bilden.
Dieser Artikel möchte eine Brücke schlagen zwischen der heutigen Abstraktionswelt und den Grundlagen,
auf denen alles steht – ohne Vorwürfe, sondern als Einladung, das technische Fundament wieder bewusster wahrzunehmen.


Warum Layer 1–3 heute wichtiger sind als je zuvor

Der klassische Netzwerkstack mag unsichtbar wirken, aber er bestimmt immer noch direkt,
wie moderne Plattformen und Cloud-Dienste funktionieren.

Layer 1 – Die physische Basis

  • Kabellängen, Dämpfung, Signalverlust
  • Glasfaser, DWDM, optische Module
  • Störungen, Dämpfungsreserven, Quality Level

Layer 2 – Die Verbindungslogik

  • Switching, MAC-Tabellen
  • VLANs, MTU, Trunks
  • Spanning Tree, Loop Prevention

Layer 3 – Die Netzwerkintelligenz

  • Routing und Subnetting
  • BGP, OSPF, ECMP
  • Latenz, Jitter, Pfadwahl

Diese Grundlagen scheinen im Cloud-Alltag weit weg, doch sie bestimmen direkt die Funktionsfähigkeit von SDN, Kubernetes, VPNs,
Microservices und modernen WAN-Konzepten.
Wer die Zusammenhänge kennt, versteht schneller, warum ein Dienst instabil wird, warum Routing springt oder warum Cloud-Netze sich „unvorhersehbar“ verhalten.


Abstraktion hilft – aber sie verbirgt auch die Ursachen

Moderne Tools nehmen viel Arbeit ab: virtuelle Netzwerke entstehen per Klick,
Firewallregeln replizieren sich automatisch, SDN orchestriert komplette Umgebungen.
Doch die Abstraktion birgt eine Gefahr:
Man verliert das Verständnis dafür, warum ein System eigentlich funktioniert.

Ein Beispiel: Ein Ping-Durchschnitt von 30 ms wirkt harmlos.
Nur wer die Min- und Max-Werte betrachtet, erkennt, dass starke Schwankungen – Jitter – echte Auswirkungen auf VoIP, VPN und SD-WAN haben können. Ohne Grundwissen bleibt ein solches Problem unsichtbar.

Viele Ausbildungen vermitteln heute hauptsächlich den Umgang mit Tools und Oberflächen, aber kaum noch das tiefere Verständnis für Paketverhalten, Routinglogik oder physikalische Limitierungen. Diese Lücke fällt erst auf, wenn etwas nicht so funktioniert wie „automatisch vorgesehen“.


Was echte Senior-Kompetenz ausmacht

Senior-Level entsteht nicht durch die Anzahl der Cloud-Abos, Skripte oder YAML-Files,
die man bedienen kann. Sondern durch Wissen darüber, wie Datenpakete wandern, wie Protokolle reagieren und wie Netzwerkpfade wirklich arbeiten.

Wer die Grundlagen beherrscht, versteht:

  • warum ein VPN bei 20 ms Jitter instabil wird,
  • warum ein Backup-Fenster Routing-Spikes erzeugt,
  • warum SD-WAN bei minimalen Latenzänderungen Pfade wechselt,
  • weshalb MTU-Probleme Cloud-Dienste „zufällig“ ausbremsen,
  • warum DNS-Latenz Microservices zum Stillstand bringen kann.

Solches Wissen entsteht nicht automatisch, nur weil moderne Tools funktionieren. Es entsteht durch Neugier, Praxis und das bewusste Beschäftigen mit den Grundlagen.


Cloud & SDN brauchen mehr Grundlagen – nicht weniger

Weit verbreitet ist die Annahme, dass Cloud-Plattformen klassische Netzwerktechnik überflüssig machen. Doch die Realität ist umgekehrt:
Je höher die Abstraktion, desto empfindlicher sind die Systeme gegenüber Problemen auf den unteren Schichten.

Die Cloud kann abstrahieren – aber sie kann Layer 1–3 nicht aufheben.

Deshalb werden Menschen, die beides verstehen – moderne Werkzeuge und klassische Netzprinzipien –
in Zukunft noch wertvoller werden.


Fazit: Grundlagen studieren, um wirklich Senior zu werden

Dieser Artikel soll keine Kritik sein, sondern eine Ermutigung. Wer die Grundlagen beherrscht, kann moderne Technologien besser einordnen, tiefere Zusammenhänge erkennen und Probleme wirklich lösen – statt Symptome zu verwalten.

Die Wahrheit ist einfach:
Die Branche lehrt Netzwerkgrundlagen heute seltener. Wer wirklich Senior-Level erreichen möchte, muss vieles davon selbst erlernen, ausprobieren und bewusst studieren – unabhängig davon, wie stark Cloud und SDN abstrahieren.

Die gute Nachricht:
Wer diesen Weg geht, versteht nicht nur das Fundament besser, sondern auch die moderne IT.
Und genau dieses Zusammenspiel macht aus einem Administrator einen echten Engineer.

Alternative Server

In vielen Rechenzentren sind IBM, Dell oder HPE seit Jahren gesetzt. Diese sogenannten Tier-1-Hersteller stehen für zuverlässige Hardware, stabile Ökosysteme und umfangreiche Servicepakete. Und ja: Für viele Unternehmen hat das weiterhin eine klare Berechtigung. Gerade, wenn internationale Standorte, zertifizierte Prozesse oder große SLA-Verträge notwendig sind, liefern diese Systeme genau das, was erwartet wird.

Im Infrastructure Evaluation Lab schauen wir jedoch bewusst auch auf die Alternativen. Unser Schwerpunkt heute: Supermicro, Asus und Gigabyte. Diese Hersteller bieten oft deutlich mehr Leistung pro investiertem Euro – und genau das macht sie für moderne Infrastrukturprojekte spannend.

Warum Alternativen überhaupt eine Rolle spielen

Die großen Hersteller arbeiten in strengen Rahmenbedingungen: Validierungen, Kompatibilitätslisten, lange Produktzyklen und globale Serviceketten. Das sorgt für Verlässlichkeit, aber auch für höhere Kosten. Viele akzeptieren das als Standard – ohne zu prüfen, ob es zur eigenen Situation wirklich passt.

Im Vergleich dazu bieten Supermicro, Asus und Gigabyte oft mehr Flexibilität: mehr Rechenleistung, mehr Konfigurationsmöglichkeiten, oft sogar bessere thermische Effizienz. Und das zu Preisen, die Raum für andere strategische Entscheidungen lassen.

Ein anderer Ansatz: Mehr Hardware statt teure SLAs

Der Preisvorteil alternativer Plattformen eröffnet eine spannende Option: Statt hohe Premium-SLAs einzukaufen, lässt sich das Budget nutzen, um ein bis zwei zusätzliche Spare-Server ins Cluster zu integrieren. Auch das Vorhalten wichtiger Ersatzteile (z. B. Netzteile, Backplanes, Mainboards) ist finanziell deutlich entspannter möglich.

In vielen Fällen reicht dann ein einfaches NBD-SLA (Next Business Day – Lieferung am nächsten Werktag) völlig aus. Fällt tatsächlich einmal eine Komponente aus, übernimmt das Cluster den Betrieb – und der Austausch erfolgt ohne Zeitdruck. Das Gesamtpaket kostet oft trotzdem weniger als ein einzelner High-End-Servicevertrag.

Der Preis dafür: ein bisschen mehr Hands-on

Natürlich hat dieser Ansatz Voraussetzungen. Wer alternative Serverplattformen nutzt, braucht eine gewisse Hands-on-Mentalität im Team. Das bedeutet:

  • Grundverständnis für Hardware und mögliche Konfigurationen,
  • Bereitschaft, kleinere Reparaturen oder Tauschvorgänge selbst auszuführen,
  • etwas mehr Eigenverantwortung bei Firmware- und BIOS-Updates,
  • und ein sauber geplantes Cluster-Design.

Dieser Aufwand ist überschaubar – aber er existiert. Manche Teams wollen oder können das nicht leisten, und auch das ist völlig in Ordnung. Wichtig ist nur, die Entscheidung bewusst zu treffen.

Fazit: Den eigenen Ausgangspunkt kennen – und offen bleiben

Tier-1-Server sind nicht „schlechter“ oder „überholt“. Sie erfüllen Anforderungen, die alternative Hersteller gar nicht abdecken sollen. Gleichzeitig lohnt es sich, den Blick nicht zu früh zu verengen. Wer etwas Flexibilität mitbringt, findet in Supermicro, Asus oder Gigabyte oft ein deutlich attraktiveres Preis-/Leistungsverhältnis – und damit neue Möglichkeiten beim Thema Ausfallsicherheit.

Unser Labor wird diesen Weg weiter begleiten. Denn am Ende zählt nicht die Marke auf dem Gehäuse, sondern die Frage: Welche Lösung passt am besten zu den eigenen technischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen?

Einführung

Einführung in das Nelytrionix Infrastructure Evaluation Lab

In modernen Rechenzentrums- und Infrastrukturlandschaften hat sich in den letzten Jahren ein Spannungsfeld gebildet:
Zwischen klassischer, hardwarezentrierter Architektur und hochgradig abstrahierten Cloud-Ökosystemen entsteht ein Bereich, in dem
Unternehmen realistische, lokale und dennoch skalierbare Lösungen benötigen. Genau hier setzt Nelytrionix an — als unabhängiges,
nicht gewinnorientiertes Projekt, das Infrastruktur nicht verkauft, sondern versteht, bewertet und reproduzierbar macht.

Ziel des Projekts ist es, Architekturen, Werkzeuge und Betriebsmodelle im Rechenzentrumsumfeld auf technischer Ebene zu
durchleuchten: von klassischen Serverstrukturen über Clusterdesigns und Storage-Verfahren bis hin zu Monitoring- und
NOC-Konzepten, die den Betrieb proaktiv absichern.


Proxmox-Ökosystem als Beispiel einer transparenten Infrastruktur

Proxmox PVE, Ceph, Proxmox Backup Server, Mail Gateway und der Datacenter Manager dienen im Projekt häufig als Beispiele —
nicht aufgrund eines Exklusivanspruchs, sondern weil sie ein nachvollziehbares, offenes und modular einsetzbares System darstellen.

  • Proxmox PVE steht für Virtualisierung ohne undurchsichtige Lizenzmodelle.
  • Ceph zeigt, wie redundantes, verteiltes und fehlertolerantes Storage unabhängig von proprietären SAN-Lösungen aufgebaut werden kann.
  • Proxmox Backup Server ermöglicht deduplizierte, effiziente und transparente Datensicherung.
  • Proxmox Mail Gateway illustriert lokal kontrollierbare Mail-Security und Anti-Spam-Konzepte.
  • Proxmox Datacenter Manager bündelt Verwaltung und Überwachung zu einem konsistenten Gesamtbild.

Diese Technologien stehen exemplarisch für offene, reproduzierbare Ansätze — nicht als Dogma. Die Konzepte lassen sich ebenso
auf VMware, Hyper-V oder andere Plattformen übertragen.


Hardware: Zwischen Enterprise, OEM und „Underdogs“

Hardware wird oft in zwei Lager geteilt: große Enterprise-Hersteller wie Dell, HP oder IBM auf der einen Seite und
preisbewusstere Anbieter wie Supermicro auf der anderen. Technisch betrachtet ist diese Trennung jedoch künstlich.

Supermicro bewegt sich seit vielen Jahren stabil im Enterprise-Segment und bietet durch modulare Bauformen, offene Standards
und hohe Flexibilität eine ernstzunehmende Alternative zu vollständig proprietären Serverlinien.

Auch im Netzwerkbereich gilt: Entscheidend ist nicht das Logo, sondern die Architektur. Unifi dient als Beispiel für ein
konsistentes, administrierbares Netzwerk-Ökosystem — ohne andere Hersteller auszuschließen. Wichtiger sind:

  • saubere Segmentierung,
  • redundante Designs,
  • dokumentierte Topologien,
  • skalierbare Betriebsmodelle.

Warum ein NOC-Ansatz unverzichtbar ist

Der klassische Verwaltungsansatz „wir reagieren, wenn etwas rot wird“ ist in modernen Umgebungen nicht mehr tragfähig. Systeme
werden dynamischer, Abhängigkeiten komplexer und Lastprofile weniger vorhersehbar.

Vorausschau statt Feuerwehr

Ein NOC bedeutet nicht nur Monitoring, sondern strukturiertes Betriebswissen:

  • Telemetriedaten systematisch erfassen,
  • Ereignisse sinnvoll korrelieren,
  • Trends erkennen, bevor sie kritisch werden,
  • ungeplante Ausfälle reduzieren,
  • wiederkehrende Muster automatisiert behandeln.

PRTG wird im Projekt als Beispiel genutzt, da es sich gut für heterogene Umgebungen eignet. Dennoch bleibt das Projekt
werkzeugneutral — entscheidend ist das Prinzip, nicht das Produkt.

Predictive Monitoring

Predictive bedeutet mehr als Metriken messen. Es heißt, sie interpretieren:

  • Wie verändert sich die IOPS-Last im Cluster über Zeit?
  • Welche Knoten zeigen thermische oder elektrische Drift?
  • Wie verhält sich Storage-Latenz unter typischen Wochenprofilen?
  • Welche VLANs reagieren empfindlich auf Lastspitzen bestimmter Dienste?
  • Lassen sich Muster erkennen, die auf Hardware-Degradation hindeuten?

Solche Analysen verhindern reale Ausfälle — oft lange bevor sie eintreten.


Proof-of-Concepts außerhalb der Cloud

Nelytrionix untersucht bewusst Architekturen, die ohne Abhängigkeit von Hyperscalern funktionieren. Es geht nicht um
Anti-Cloud-Ideologie, sondern um das Aufzeigen alternativer Modelle:

  • reproduzierbare lokale Deployments,
  • kalkulierbare Kostenstrukturen,
  • volle Datenhoheit,
  • transparente Performance,
  • Unabhängigkeit von proprietären APIs.

Gerade für kleinere und mittelständische Umgebungen sind lokal kontrollierbare Architekturen oft wirtschaftlich und
technisch sinnvoll — vorausgesetzt, sie werden strukturiert umgesetzt.


Fazit: Struktur, Tiefe und Technik ohne Kommerz

Nelytrionix ist ein privates, nicht gewinnorientiertes Projekt mit professionellem Anspruch. Es ist keine Dienstleistung,
kein Produkt und keine Spielwiese, sondern eine Plattform zur Analyse, zum Verständnis und zur Evaluation von
Rechenzentrums-Infrastrukturen.

Im Mittelpunkt steht stets die Frage:
Wie lässt sich Infrastruktur so gestalten, dass sie robust, transparent und vorhersagbar bleibt?

Dieser erste Beitrag setzt den Rahmen. Weitere Artikel werden einzelne Themen vertiefen — von Clusterdesigns über
Storage-Konzepte bis zu NOC-Routinen, die ein stabiles Rechenzentrum ausmachen.