Alternative Server

In vielen Rechenzentren sind IBM, Dell oder HPE seit Jahren gesetzt. Diese sogenannten Tier-1-Hersteller stehen für zuverlässige Hardware, stabile Ökosysteme und umfangreiche Servicepakete. Und ja: Für viele Unternehmen hat das weiterhin eine klare Berechtigung. Gerade, wenn internationale Standorte, zertifizierte Prozesse oder große SLA-Verträge notwendig sind, liefern diese Systeme genau das, was erwartet wird.

Im Infrastructure Evaluation Lab schauen wir jedoch bewusst auch auf die Alternativen. Unser Schwerpunkt heute: Supermicro, Asus und Gigabyte. Diese Hersteller bieten oft deutlich mehr Leistung pro investiertem Euro – und genau das macht sie für moderne Infrastrukturprojekte spannend.

Warum Alternativen überhaupt eine Rolle spielen

Die großen Hersteller arbeiten in strengen Rahmenbedingungen: Validierungen, Kompatibilitätslisten, lange Produktzyklen und globale Serviceketten. Das sorgt für Verlässlichkeit, aber auch für höhere Kosten. Viele akzeptieren das als Standard – ohne zu prüfen, ob es zur eigenen Situation wirklich passt.

Im Vergleich dazu bieten Supermicro, Asus und Gigabyte oft mehr Flexibilität: mehr Rechenleistung, mehr Konfigurationsmöglichkeiten, oft sogar bessere thermische Effizienz. Und das zu Preisen, die Raum für andere strategische Entscheidungen lassen.

Ein anderer Ansatz: Mehr Hardware statt teure SLAs

Der Preisvorteil alternativer Plattformen eröffnet eine spannende Option: Statt hohe Premium-SLAs einzukaufen, lässt sich das Budget nutzen, um ein bis zwei zusätzliche Spare-Server ins Cluster zu integrieren. Auch das Vorhalten wichtiger Ersatzteile (z. B. Netzteile, Backplanes, Mainboards) ist finanziell deutlich entspannter möglich.

In vielen Fällen reicht dann ein einfaches NBD-SLA (Next Business Day – Lieferung am nächsten Werktag) völlig aus. Fällt tatsächlich einmal eine Komponente aus, übernimmt das Cluster den Betrieb – und der Austausch erfolgt ohne Zeitdruck. Das Gesamtpaket kostet oft trotzdem weniger als ein einzelner High-End-Servicevertrag.

Der Preis dafür: ein bisschen mehr Hands-on

Natürlich hat dieser Ansatz Voraussetzungen. Wer alternative Serverplattformen nutzt, braucht eine gewisse Hands-on-Mentalität im Team. Das bedeutet:

  • Grundverständnis für Hardware und mögliche Konfigurationen,
  • Bereitschaft, kleinere Reparaturen oder Tauschvorgänge selbst auszuführen,
  • etwas mehr Eigenverantwortung bei Firmware- und BIOS-Updates,
  • und ein sauber geplantes Cluster-Design.

Dieser Aufwand ist überschaubar – aber er existiert. Manche Teams wollen oder können das nicht leisten, und auch das ist völlig in Ordnung. Wichtig ist nur, die Entscheidung bewusst zu treffen.

Fazit: Den eigenen Ausgangspunkt kennen – und offen bleiben

Tier-1-Server sind nicht „schlechter“ oder „überholt“. Sie erfüllen Anforderungen, die alternative Hersteller gar nicht abdecken sollen. Gleichzeitig lohnt es sich, den Blick nicht zu früh zu verengen. Wer etwas Flexibilität mitbringt, findet in Supermicro, Asus oder Gigabyte oft ein deutlich attraktiveres Preis-/Leistungsverhältnis – und damit neue Möglichkeiten beim Thema Ausfallsicherheit.

Unser Labor wird diesen Weg weiter begleiten. Denn am Ende zählt nicht die Marke auf dem Gehäuse, sondern die Frage: Welche Lösung passt am besten zu den eigenen technischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen?